Jahreshauptversammlung des Landestierschutzverbandes in Reutlingen am 28. April 2017  

Rundum positive Bilanz – Finanzielle Unterstützung an Vereine für Katzenkastrationen wird gemeinsam mit dem Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) fortgesetzt.

Hochrangiger Gast: Landestierschutzbeauftragte Frau Dr. Julia Stubenbord

Am vergangenen Samstag fand in Reutlingen die diesjährige Mitgliederversammlung des Landestierschutzverbandes Baden-Württemberg e.V. statt. Der Verbandsvorsitzende Stefan Hitzler eröffnete die Veranstaltung vor ca. 70 anwesenden Mitgliedern mit einem ausführlichen Geschäftsbericht, ergänzt durch eine umfangreiche Darstellung der Jugendarbeit von der Jugendbeauftragten Iris Wiedemann.

Politische Arbeit und Entwicklungen

Unter anderem ging der Vorsitzende Stefan Hitzler auf die tierschutzpolitischen Ereignisse des vergangenen Jahres ein: Vertreter des Landestierschutzverbandes beteiligten sich im Landesbeirat für Tierschutz, ebenso in Diskussionsrunden („Runder Tisch“) mit den Interessenvertretern anderer Verbände, z.B. aus den Bereichen Jagd oder Nutztierhaltung und an Gesprächen mit Vertretern aus der Politik, um tierschutzrelevante Aspekte in die Betrachtung und Entwicklung der jeweils diskutierten Themen einzubringen.

Ein Rückblick auf das erste Jahr Erfahrung mit dem Tierschutzmitwirkungs- und Verbandsklagerecht (TierSchMVG) – als einer der drei in Baden-Württemberg anerkannten Tierschutzverbände – zeigte deutlich die Möglichkeiten und Grenzen des Gesetzes: Vor allem im Bereich der „Tierversuche“ ermöglicht das Gesetz den Tierschützern so gut wie keinen Handlungsspielraum. Der Landestierschutzverband hat sich dennoch im Rahmen seiner sonstigen Möglichkeiten in die behördlichen Verfahren –  ganz im Sinne einer Mitwirkung im Vorfeld -, z.B. über zusätzliche Anregungen und Stellungnahmen zu den im Gesetz festgelegten Themen und Bereichen eingebracht. Besonders erfreulich war die Feststellung, dass die Zusammenarbeit mit einigen Veterinärämtern hierdurch positiv gestärkt wurde. Als erstes Resümee lässt sich sagen, dass das TierSchMVG im Bereich der Mitwirkung durchaus Möglichkeiten schafft, im Einzelfall Verbesserungen für Tiere zu erreichen, aber bisher leider nicht genügend Spielraum bietet, Dinge im Sinne des Tierschutzes nachhaltig zu verändern oder zu verhindern.

„Katzenkastrations-Projekt“

Ein Hauptprojekt des Landestierschutzverbandes ist und bleibt die Kastration von frei lebenden Katzen, um gemeinsam mit den angeschlossenen Tierschutzvereinen das landesweite Katzenelend einzudämmen. Seit 2012 hat der Landesverband – u.a. mit Unterstützung des für Tierschutz hierzulande zuständigen Ministeriums (Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR)) und des eigenen Dachverbandes (Deutscher Tierschutzbund e.V.) bereits über 366.000 Euro für dieses wichtige Tierschutzanliegen ausgeschüttet. Für die inzwischen 113 Mitgliedsvereine eine besonders erfreuliche Nachricht: Auch in diesem Jahr wird der Landesverband wieder mindestens 30.000 Euro für die Kastration von freilebenden Katzen zur Verfügung stellen, eine Fördermaßnahme, die vom MLR 2018 und 2019 noch einmal in gleicher Höhe bezuschusst wird. Schon in den letzten beiden Jahren konnten so pro Jahr über 90.000 Euro für die Kastration frei lebender Katzen im Land zur Verfügung gestellt werden. Die finanzielle Unterstützung wird gerne angenommen und führte inzwischen zur Kastration von rund 4.500 frei lebenden Katzen.

Öffentlichkeitsarbeit, Weiterbildung und Beratung

Durch Interviews zu bestimmten Tierschutzthemen (z. B. zur Afrikanischen Schweinepest oder zu Rindertransporten) in Radio und Fernsehen konnte der Landestierschutzverband ein breites Publikum erreichen. Eigene Pressemeldungen des Verbandes wurden von Radio- und Nachrichtensendern ebenfalls wieder gerne aufgegriffen. Weitere Schwerpunkte der Verbandstätigkeit lagen im vergangenen Jahr neben Weiterbildungsangeboten für die haupt- und ehrenamtlichen Tierschützer auch in der Beratung von Tierheimen zu Ausbau- und Sanierungsmaßnahmen, sowie in der Hilfe bei Verhandlungen mit den Kommunen. In der Geschäftsstelle des Landestierschutzverbandes in Karlsruhe erhielten Vereine und Privatpersonen Beratung und Unterstützung zu allen Themen rund um den Tierschutz.

Jugendarbeit in Baden-Württemberg

Die Jugendbeauftragte Iris Wiedemann betonte in Ihrem Bericht, dass der Jugendarbeit ein hoher Stellenwert beigemessen wird, um auch die neuen Generationen für Tierschutzanliegen zu sensibilisieren und den Kindern und Jugendlichen die Tierschutzarbeit nahe zu bringen. Das alljährliche Landesjugendtreffen im Herbst ist hier inzwischen ebenso etabliert wie die Treffen der Jugendleiter und des Jugendländerrates. Zudem unterstützt der Landestierschutzverband die Jugendarbeit seiner Mitgliedsvereine durch einen Rahmen an Fördermitteln, die „unbürokratisch“ zur Verfügung gestellt werden.

Sowohl der folgende Kassenbericht des Schatzmeisters, als auch die unabhängigen Kassenprüfer kamen zu einem rundum positiven Jahresendergebnis, sodass die Entlastung des Vorstands einstimmig erfolgen konnte.

„Ehrengast“ Landestierschutzbeauftragte Dr. Julia Stubenbord

Als besonders hochkarätiger Gast kam zum Nachmittagsprogramm die Landestierschutzbeauftragte Frau Dr. Julia Stubenbord. Nach einer ausführlichen Vorstellung ihrer Funktion und die Zuordnung ihrer Stabstelle im MLR, der Mitarbeiterinnen und der diversen Aufgabenbereiche ging Frau Dr. Stubenbord auf zurzeit aktuelle Themen ein, wie die Problematik der afrikanischen Schweinepest und die augenblicklich heiß diskutierten Wege zum gesetzlich vorgeschriebenen Ausstieg aus der Ferkelkastration ohne Betäubung. Aus Sicht der Landestierschutzbeauftragten und Tierärztin stellt die Jungebermast mit Kastration durch Impfung, die derzeit für das Einzeltier am wenigsten belastende Methode dar. Die Tierschützer waren sich einig, dass der augenblicklich propagierte „vierte Weg“ der Kastration nur mit lokaler Betäubung nicht tierschutzgerecht ist und auch eine weitere Verzögerung des Ausstiegs aus der betäubungslosen Katration inakzeptabel ist.

Zum Schluss waren sich alle einig, sich auch künftig weiter gemeinsam für höhere Tierschutzstandards bei so genannten „Nutztieren“ einzusetzen.

Im Anschluss folgte noch eine rege Diskussion, bei der die anwesenden Tierschutzvereinsvertreter die Chance nutzten, Themen anzusprechen, die ihnen besonders am Herzen liegen. So stellt es für Tierschutzvereine eine hohe Belastung dar, wenn – statt extrem vernachlässigte Tiere behördlich einzuziehen – den offensichtlich unzuverlässigen Tierhaltern von den für Tierschutz zuständigen Behörden nur dringend angeraten wird, ihre Tiere von sich aus an den Tierschutzverein zu übereignen, bevor es zu Strafen kommt. Dadurch bleiben Tierheime immer wieder auf nicht unerheblichen Kosten sitzen.

Rückblick Jahreshauptversammlung des Landestierschutzverbandes