Am 6. Februar 2022 mussten wir unsere Anni über die Regenbrücke gehen lassen. Seither hat unser Alltag an Farbe verloren. Anni war zu Beginn zwar eine kleine Herausforderung, senil, stolz, eigensinnig, unbestechlich, aber eben auch einmalig! Ein Unikat, eine Grande Dame, die zu jederzeit wusste, was sie wollte und der man kaum einen Wunsch abschlagen konnte. Sie hatte bei uns nochmal zwei schöne und erfüllte Jahre, pickte sich die Rosinen und genoss das Prinzessinnendasein.

Und trotzdem sind wir unendlich traurig. Traurig darüber, dass wir sie nun verloren haben, aber auch traurig darüber, dass sich tatsächlich in diesen 2 Jahren niemand ernsthaft für sie interessierte und es in Erwägung zog, sie für immer bei sich aufzunehmen. Die Zeiten haben sich augenscheinlich geändert. Glücklicherweise finden noch viele Hunde aus dem Tierschutz ein Zuhause, aber meist sind es die netten, lieben, unkomplizierten. Bestenfalls Hunde, die gesund sind, mit Artgenossen und Katzen verträglich sind, die Kinder mögen, schon alleine bleiben können, keinen Jagdtrieb haben und bestenfalls auch gerne Auto fahren. Und ganz wichtig, Hunde, die stubenrein sind und vielleicht auch schon ein paar Grundkommandos beherrschen. Irgendwie können wir das sogar verstehen. Gerade in der Pandemiezeit hat man ausreichend andere Sorgen, die Kraft, Geduld und Durchhaltevermögen kosten.

Und trotzdem ist es sehr schade. Haben nicht auch die eine Chance verdient, die etwas mehr Energie, Zuspruch, Durchsetzungsvermögen und Verständnis benötigen? Chronisch kranke, ängstliche, vielleicht auch freche oder gar herausfordernde? Die meisten entpuppen sich mit der Starthilfe einer guten Hundeschule zu bedingungslosen Partnern. Natürlich sollte sich niemand mit einem Hund völlig überfordert fühlen, aber eine gewisse Bereitschaft an Engagement und Energie sollte doch jeder mitbringen, der sich für einen Hund mit Vergangenheit interessiert.


In Liebe, Annis Pflegestelle

Wir trauern um Anni…